ADAC-Präsident fordert Umdenken: Warum Super E10 zur neuen Standard-Kraftstoffsorte werden sollte

Der Wandel hin zu umweltfreundlicherem Tanken

Deutsche Autofahrer bevorzugen beim Tanken traditionell Super E5, obwohl eine günstigere und klimafreundlichere Alternative zur Verfügung steht. Christian Reinicke, Präsident des ADAC, möchte diese Gewohnheit durchbrechen und plädiert für eine politische Initiative zur verstärkten Nutzung von Super E10. Seine Argumentation ist überzeugend: Fahrzeuge mit Baujahr 2011 oder neuer können den Kraftstoff mit bis zu zehn Prozent Biospritzusatz problemlos verwenden.

Das Hauptproblem sieht Reinicke in der aktuellen Gesetzeslage, die Tankstellen zur Bereitstellung von E5 verpflichtet. Diese Regelung bezeichnet er als nicht mehr zeitgemäß und schlägt vor, die Verpflichtung auf Super E10 zu übertragen. Sollte dieser erste Schritt nicht ausreichen, schließt er auch weitergehende Maßnahmen nicht aus, ohne jedoch konkret zu werden. Sein Fokus liegt darauf, Raum für klimafreundlichere Alternativen zu schaffen, die sowohl von Tankstellenbetreibern als auch von Verbrauchern akzeptiert werden.

Marktentwicklung und Preisunterschiede

Die aktuellen Zahlen des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle zeigen ein deutliches Bild: Super E5 dominiert mit 67,5 Prozent den deutschen Benzinmarkt, während E10 lediglich 27,4 Prozent erreicht. Besonders bemerkenswert ist, dass der Anteil von E10 nur noch minimal wächst, nachdem er in den Vorjahren kontinuierlich gestiegen war. Dabei ist E10 typischerweise etwa sechs Cent günstiger als die E5-Variante.

Die extremen Spritpreissteigerungen von 2022 hatten zeitweise zu einem verstärkten Interesse an der günstigeren Alternative geführt. Seit 2020, als der E10-Anteil noch bei 13,9 Prozent lag, konnte ein stetiger Aufwärtstrend verzeichnet werden, der jedoch mittlerweile zu stagnieren scheint.

Unterstützung aus der Branche und internationale Vorbilder

Reinickes Vorschlag findet breite Unterstützung in der Kraftstoffbranche. Als positives Beispiel führt er Österreich an, wo die Verpflichtung zur E5-Bereitstellung bereits abgeschafft wurde, ohne dass dadurch Probleme entstanden sind. Der Bundesverband Freier Tankstellen teilt diese Einschätzung und argumentiert, dass E5 motortechnisch nicht mehr relevant sei. Geschäftsführer Daniel Kaddik betont, dass Marktwirtschaft beim Kraftstoffverkauf herrschen sollte und beruhigt gleichzeitig Verbraucher: Tankstellen mit anhaltend hoher E5-Nachfrage werden das Produkt weiterhin anbieten.

Auch der Wirtschaftsverband Fuels und Energie, der die großen Mineralölunternehmen vertritt, befürwortet den Wegfall der E5-Verpflichtung. Diese Änderung würde Tankstellenbetreibern mehr Flexibilität ermöglichen, um auf veränderte Kundenwünsche zu reagieren und innovative, klimaschonende Kraftstoffe einzuführen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf HVO, einem erneuerbaren Diesel, für den momentan die nötigen Tankkapazitäten fehlen, da diese durch die verpflichtende E5-Vorhaltung gebunden sind.

Die Branchenvertreter sind sich einig: Die allermeisten Fahrzeuge können Super E10 ohne Bedenken tanken, und die CO2-Einsparungen sollten auch für die Politik ein starkes Argument für diese Kraftstoffsorte darstellen.